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Türkisch sprechenden Lesern eine Stimme geben

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Türkisch sprechenden Lesern eine Stimme geben

geschrieben von Felix Neumann

Anwalt für ihre Leser will die türkischsprachige Tageszeitung „Hürriyet“ sein. Dies betonte Celal Özcan, Leiter der Münchner Redaktion, bei einem Gespräch mit der GKP-Regionalgruppe München unter Leitung von Max Kronawitter am 12. Juni.  Die Europaausgabe wolle gerade auch jenen türkisch sprechenden Lesern eine Stimme geben, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besäßen:  „Wir haben eine sehr enge Verbindung zu unseren Lesern.“ Als Beispiel nannte Özcan die jährlichen Aktionen zur Urlaubsreisezeit, wenn Tausende türkisch-stämmige Reisende sich per Bus oder Auto auf den Weg in die Türkei machten. „Hürriyet“ berichte nicht nur über Grenzkontrollen und Einfuhrbedingungen, sondern informiere die türkischen Leser auch vor Ort an der Autobahn.

Trotz des engen Kontakts leide auch „Hürriyet“ unter rückläufigen Auflagenzahlen. Neuleser gewinne die Zeitung fast ausschließlich durch junge Türken, die über die Familienzusammenführung nach Deutschland kommen, berichtete Redaktionsleiter Özcan. Ein Problem sei auch, dass die Türkischkenntnisse der Türken in zweiter und dritter Generation abnehmen. Dies ist auch einer der Gründe, warum in der Münchner Redaktion viele Journalisten arbeiten, die in der Türkei aufgewachsen sind. Auch der 55-jährige Redaktionsleiter Özcan, der seit über 15 Jahren für die Europaausgabe arbeitet, ist erst nach dem Abitur nach Deutschland gekommen. Der Versuch, mit der deutschsprachigen Ausgabe „Young Hürriyet“ neue Leserschichten zu erreichen, sei vom Verlag aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt worden.

Wie auch die türkische Ausgabe setzt die Europaausgabe der „Hürriyet“ auf meinungsstarke Kolumnen, die laut Redaktionsleiter Özcan auch polarisieren: „Die Leser sollen lachen, jubeln, sich ärgern – nur gleichgültig sollen sie nicht bleiben.“ Die Frage des Münchner GKP-Regionalbeauftragten Max Kronawitter, ob „Hürriyet“ – wie oft behauptet werde – die türkische BILD sei, wiesen Özcan und seine Kollegen Gülay Yilmaz und Ali Mercimek entschieden zurück. Im Gegensatz zur Bild-Zeitung unterscheide sein Blatt klar zwischen Meinung und Nachricht, so Mercimek.

Die Europaausgabe mit einer nach IVW-Angaben verkauften Auflage von ungefähr 41.000 Exemplaren besteht aus zwei Teilen: dem Mantelteil mit Nachrichten und Kolumnen aus der Türkei, und dem Europateil, der in Frankfurt am Main produziert wird. Die Zeitung erscheint täglich – auch an Sonn- und Feiertagen – und wird überwiegend am Kiosk verkauft. Sie fühlt sich den laizistischen Werten des türkischen Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk verbunden, dessen Bild im Kopf der Zeitung neben dem rot-weißen Schriftzug „Hürriyet“ abgebildet ist. Die Europaausgabe erscheint seit 1965.