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Nachruf auf Stefan Kläsener

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Nachruf auf Stefan Kläsener

geschrieben von Claudia Nothelle

Den 60. Geburtstag hätte er so gern noch gefeiert – war doch die 6 seine Zahl: sechs Brüder, sechs Kinder – das wäre ein schönes Fest geworden im Kreise seiner Lieben. „Sie kommen alle – ich bin so glücklich“, hat er vor wenigen Tagen noch gesagt. Aber feiern konnte er nicht mehr. Zwei Tage vor seinem 60. Geburtstag ist er am 13. Oktober im Kreise seiner Familie gestorben. Stefan war ein Familienmensch, der – als er es noch konnte – auch vor hunderten Kilometern nicht zurückschreckte, um am Geburtstags-Frühstückstisch sitzen zu können. Seine Kinder und seine Brüder bedeuteten ihm alles.

„Dein Old Klä“, so unterschrieb er Mails und Nachrichten gefühlt schon immer, eine Mischung aus seinem Journalistenkürzel und einem Anflug von Selbstironie. Und seine Nachrichten kamen immer zum richtigen Zeitpunkt. Oft waren Monate, manchmal sogar Jahre vergangenen – und dann schien er es zu ahnen. Mit wenigen Worten und Sätzen, treffend formuliert, meldete er sich. Und es war, als ob das letzte Treffen nur wenige Tage her gewesen wäre. Kein Gespräch, keine Nachricht endete ohne die Einladung in den hohen Norden.

(Neue) Heimat und Beruf sind da für ihn zusammengekommen. Der Blick von seiner Dachterrasse aus sorgte für die Weite, die er bei seiner Arbeit als Chefredakteur brauchte. Der gebürtige Dortmunder war angekommen in Flensburg – und als überzeugter Lokaljournalist hieß das auch, dass er die Region wirklich kannte, für die er arbeitete und schrieb. Als er im Sommer 2016 gemeinsam mit vier anderen Chefredakteuren zur Inselhelden-Woche auf Föhr war, wurde eindrucksvoll spürbar, wie spannend Lokaljournalismus sein kann, wie viel Freude er machen kann – und vor allem, wie gut er (und seine Kollegen) in ihrem Fach sind.

Flensburg war Stefans letzte Station in seiner journalistischen Laufbahn, und mit knapp zehn Jahren eine seiner längsten. Vorher arbeitete er vier Jahre in der Chefredaktion der Westfalenpost, bald fünf Jahre als stellvertretender Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, über zehn Jahre als Redaktionsleiter der Fuldaer Zeitung und davor bei den Lübecker Nachrichten als Volontär und Redakteur. Ein Zeitungsmann, durch und durch.

Aber nicht nur das. Stefan Hans Kläsener war auch ein „in der Wolle gefärbter“ Katholik. Messdiener, Pfadfinder – nicht nur für ein paar Jahre in der Jugend. Er studierte Theologie, und keine Zeit hat ihn wohl so sehr geprägt wie das ökumenische Studienjahr an der Dormitio in Jerusalem. Freundschaften sind damals entstanden, die lange trugen. Stefan durfte sogar noch ein paar Monate länger bleiben:  Die Miete bezahlte er mit Orgelspielen für die Mönche.

Krankheitsbedingt hat er zwar als Chefredakteur aufhören müssen, aber dem Ehrenamt ist er verbunden geblieben. Ende September noch ist er für sein langjähriges Engagement für das Katharinen Hospiz geehrt worden – er war dort über lange Jahre als Beiratsvorsitzender aktiv. All das wäre ihm ohne sein großes Gottvertrauen nicht möglich gewesen.

Für katholische Journalisten gibt es zwei wichtige Institutionen in Deutschland: Das ifp – in dem er 1985 seine Ausbildung begonnen und journalistische Wurzeln geschlagen hat – und die GKP, die ihm viel mehr war als ein Berufsverband. Nach seinen Vorstandsjahren von 2003 bis 2006 blieb er der GKP eng verbunden, auch wenn die Anreise von Flensburg aus nicht ganz so oft möglich war, wie er es gern gehabt hätte.

In den Erinnerungen an ihn ist jetzt immer wieder vom Journalisten und Theologen die Rede. Zurecht. Keine noch so säkulare Umgebung, keine noch so tiefe Diaspora konnte ihn daran hindern, zu seinem Glauben zu stehen. Nicht laut, nicht aggressiv, und gerade deshalb überzeugend. So werden sie Stefan auch in seiner Kirchengemeinde Stella Maris in Flensburg vermissen.

Im März dieses Jahres trauerte er sehr um Pater Wolfgang Seibel SJ, der ihn als Leiter des ifp geprägt hat. „Sehr schön und tröstlich“, so schrieb er, „ihn jetzt laut seinem Ordensbruder Batlogg in der Feinkostabteilung des himmlischen Gastmahls vermuten zu dürfen“. Mögest Du ihn dort jetzt treffen, lieber Stefan!

 

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