geschrieben von GKP
Preisträgerin und Preisträger
Mit dem Katholischen Medienpreis 2024 werden die Journalisten Miguel Helm, Marius Elfering und Patrick Forbes sowie die Journalistin Lena Gilhaus ausgezeichnet. Miguel Helm erhält den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis für das am 4. Januar 2024 in der ZEIT veröffentlichte Dossier „Staatsziel: Alle wegsperren!“. Den mit 2.500 Euro dotierten Preis in der Kategorie Fernsehen erhält Lena Gilhaus für „Verschickungskinder – Missbrauch und Gewalt bei Kinderkuren“ (ARD, Erstausstrahlung am 3. Juli 2023). Marius Elfering bekommt den ebenfalls mit 2.500 Euro dotierten Preis in der Kategorie Radio für seinen Beitrag „Erziehung und Strafe – Jugendkriminalität in Deutschland“ (Deutschlandfunk Kultur, gesendet am 3. Februar 2024). Mit dem undotierten Sonderpreis der Jury wird Patrick Forbes für „Der Wahrheit verpflichtet – Der Journalist Muratow“ ausgezeichnet (ARTE, Erstausstrahlung am 26. September 2023). Eine Auszeichnung in der Kategorie Internet wird 2024 nicht vergeben.
Insgesamt hat die Jury unter Vorsitz von Weihbischof Matthäus Karrer 177 Beiträge gesichtet (87 Print, 34 Fernsehen, 28 Radio und 28 Internet). Die Preisverleihung findet am 12. November 2024 in der Katholischen Akademie in München statt.
Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, würdigt die Vielfalt der Preisträger und fordert die Stärkung eines unabhängigen Journalismus: „Lokalzeitungen, überregionale Medien, öffentlich-rechtlicher Rundfunk und private Sender – wir sind beeindruckt von der qualitätvollen Arbeit der deutschen Medienlandschaft, die sich auch in den diesjährigen Einreichungen für den Katholischen Medienpreis zeigt. Die Themen sind so vielfältig und plural wie das Leben der Menschen und die gesellschaftlichen Debatten. Unabhängiger und konstruktiver Journalismus ist Garant einer wirksamen Demokratie, er stabilisiert Freiheit und trägt zum sozialen Zusammenhalt bei. Das ist in Zeiten von Deepfake, Desinformationsstrategien und populistischer Propaganda unersetzlich“, so Kardinal Marx. Wertgeprägter Journalismus nehme die Menschen in den Blick, die sonst nicht im Rampenlicht stehen, und verleihe ihren Anliegen Ansehen und eine Stimme. Dieses Engagement wolle die Kirche auch mit dem Katholischen Medienpreis auszeichnen. Kardinal Marx dankt der Fachjury des Medienpreises für die herausfordernde und bedeutsame Arbeit beim Sichten der Beiträge und in der Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger.
Kategorie Printmedien
Miguel Helm dokumentiert mit dem Dossier „Staatsziel: Alle wegsperren!“ die Schattenseiten der Regierung in El Salvador unter Präsident Nayib Bukele. Gegen die überall grassierende Gewalt der Straßengangs und gegen jede Form des Drogenhandels geht Bukele seit einigen Jahren einen radikalen Weg, der im Bau des größten Gefängniskomplexes der Welt mit Platz für bis zu 40.000 Häftlinge gipfelte. Die jungen Männer sitzen häufig ohne konkrete Vorwürfe oder Anklage auf unbestimmte Zeit in Haft. Auf der anderen Seite warten verzweifelte Familien auf die Freilassung ihrer Angehörigen und fühlen sich von den Behörden allein gelassen. Der Beitrag ist ein starkes Plädoyer zur Wahrung der Menschenrechte.
Kategorie Fernsehen
Lena Gilhaus ergründet in ihrer Dokumentation „Verschickungskinder – Gewalt und Missbrauch bei Kinderkuren“ das Schicksal von Kindern und Jugendlichen in Kinderkuren, die in der Nachkriegszeit bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts weit verbreitet waren. Anstoß für die Recherche gaben der Vater und die Tante von Lena Gilhaus. Die Geschwister wurden selbst zusammen in Kur geschickt und schildern ihre Erinnerungen. Die Autorin und Filmemacherin findet weitere frühere Kurkinder, die ihre Erinnerungen teilen und schreckliche Übergriffe schildern. Die Autorin hat hingeschaut, wo andere lange weggeschaut haben, und sich nicht gescheut, den Weg der Aufarbeitung zu gehen.
Kategorie Radio
Marius Elfering beleuchtet in seinem Feature „Erziehung und Strafe – Jugendkriminalität in Deutschland“ Ursachen und Folgen von jugendlicher Gewalt. Er spricht mit jugendlichen Straftätern, Rechtswissenschaftlerinnen und Mitarbeitenden in Prävention und Resozialisation. Er verfolgt die Historie und den Ansatz hinter dem Erziehungsgedanken im Jugendstrafrecht und weckt mit seinem Beitrag Verständnis für jugendliche Straftäter sowie die Maßnahmen der Justiz. Der Beitrag ist betont nüchtern, und das ist besonders bemerkenswert in einer Zeit, in der nicht nur in Politik und Gesellschaft populistische Positionen viel Aufmerksamkeit bekommen.
Sonderpreis der Jury
Im Beitrag „Der Wahrheit verpflichtet – Der Journalist Muratow“ begleitet Patrick Forbes den russischen Journalisten Dimitri Muratow, Mitbegründer und Chefredakteur der kritischen Tageszeitung Nowaja Gaseta. Für seine Berichterstattung werden Muratow und sein Team in Russland verfolgt und bedroht. Seit 2022 ist die Zeitung verboten. Für seinen Kampf um die Wahrung der Meinungs- und Pressefreiheit erhielt Muratow im Jahr 2021 den Friedensnobelpreis. Die Dokumentation ist nicht nur ein Denkmal für einen Verteidiger der Pressefreiheit und der freien Meinungsäußerung. Sie bietet auch einen Einblick in ein Russland, in dem die Freiheit längst einer Diktatur gewichen ist.
Hintergrund
Seit 2003 wird der Katholische Medienpreis jährlich von der Deutschen Bischofskonferenz zusammen mit der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten e. V. (GKP) und dem Katholischen Medienverband e. V. (KM.) ausgeschrieben. Ausgezeichnet werden Beiträge, die die Orientierung an christlichen Werten sowie das Verständnis für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge fördern, das humanitäre und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zum Zusammenleben unterschiedlicher Gemeinschaften, Religionen, Kulturen und Einzelpersonen beitragen.
Zur Jury unter dem Vorsitz von Weihbischof Matthäus Karrer (Rottenburg-Stuttgart) gehören: Katja Auer (Teamleiterin der Bayernredaktion der Süddeutschen Zeitung, München), Barbara Brustlein (Pressesprecherin missio München), Laura Diaz (Head of Social Media beim ZDF, Mainz), Andrea Groß-Schulte (Chefredakteurin der Liborius Verlagsgruppe, Hamm), Andreas Kuschbert (Chefredakteur Heinrichsblatt, Bamberg), Michaela Pilters (ehemalige Leiterin der ZDF-Redaktion „Kirche und Leben“, Mainz), David Rönker (Geschäftsführer Dialog Medien, Münster) und Christian Wölfel (Redakteur Bayerischer Rundfunk, Religion und Orientierung, München).