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Katholische Publizisten diskutieren mit Kretschmann, Woelki und Ates über „Störfaktor Religion“

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Katholische Publizisten diskutieren mit Kretschmann, Woelki und Ates über „Störfaktor Religion“

geschrieben von GKP

„Toleranz heißt nicht, die zu tolerieren, die so ähnlich sind“, betonte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Katholikentag: „Toleranz bedeutet ertragen, was mir nicht gefällt.“ Beim Podium „Störfaktor Religion“ diskutierten Rainer Maria Kardinal Woelki und Seyran Ates, die Geschäftsführerin der Berliner Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, mit dem Grünen über Grenzen und Provokationen von Religion in der Öffentlichkeit.

 

 

Für die Provokation auf dem Podium waren der Düsseldorfer Aktionskünstler Jacques Tilly und der Kabarettist Eckhart von Hirschhausen zuständig.

 

Doch auch unter den Diskutanten herrschte schon genügend Zündstoff: Während die liberale Muslima Ates betonte, dass „das Kopftuch keine der fünf Säulen des Islam“ sei, verwies Kretschmann deutlich darauf, dass Religionsfreiheit ein individuelles Menschenrecht sei. „Ich hoffe, dass Frau Ates ihren Prozess vor dem Bundesverfassungsgericht verliert“, sagte er mit Blick auf den Streit um eine muslimische Lehrerin, die in Berlin ein Kopftuch im Unterricht tragen will. Die Anwältin Ates ist in dem Prozess Vertreterin der Gegenseite und konnte einen ersten Erfolg vor Gericht erringen.

 

Unterschiedliche Ansichten gab es auch zum Kreuz-Beschluss der bayerischen Regierung. Kardinal Woelki zeigte sich kritisch. Während er sich zwar über jedes Kreuz freue, das er in der Öffentlichkeit sehe, betonte er auch: „Der Staat ist nicht voraussetzungslos.“ Das Kreuz sei zuerst Symbol der Religion, aber auch in der christlichen Kultur „adaptiert“ und stehe dafür, dass auch staatliche Entscheidungen an eine letzte Instanz rückgebunden seien.

Religion ist ein Störfaktor — jedenfalls führt sie in der pluralen Gesellschaft immer wieder zu heftigen Diskussionen, wie die Diskussion in der vollbesetzten Halle Münsterland gezeigt hat.

„Religion in der Öffentlichkeit provoziert, vom Kopftuch in der Schule bis zum Kruzifix im Gericht“, fasst der Vorsitzende der GKP, Joachim Frank, die Diskussion zusammen: „Der Glaube hat sozialkritisches Potenzial, er kann Zusammenhalt schaffen, aber auch spalten. In einer Gesellschaft, in der Glaube nicht mehr selbstverständlich ist, müssen wir uns fragen: Was hält die Gesellschaft zusammen?“

Die Veranstaltung „Störfaktor Religion“ wurde von der Gesellschaft katholischer Publizisten e. V. (GKP) gemeinsam mit dem Katholischen Medienverband im Rahmen des 101. Katholikentags in Münster am 10. Mai 2018 organisiert. Auch der Katholikentag hat über unser Podium berichtet: Woelki und Hirschhausen streiten über Kommunionempfang.