Regionalgruppen

Eine selbstgemachte Krise?

| 3 min Lesezeit

geschrieben von GKP

Am selben Abend, an dem das Bundeskartellamt die Übernahme der insolventen „Frankfurter Rundschau“ durch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ genehmigte, hatte die GKP Regionalgruppe Rhein-Main gemeinsam mit dem „Haus am Dom“ zu einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des lokalen Qualitätsjournalismus eingeladen.

„Am Ende: Ohne Journalisten?“ war das Motto der Veranstaltung. Neben dem Leiter der Einrichtung, dem Religions- und Kulturwissenschaftler Prof. Joachim Valentin, nahmen daran Prof. Michael Konken, Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) und GKP-Mitglied Dr. Eckhard Bieger S.J., der seit langem in der Journalistenausbildung tätig ist, teil.

„Jungen Menschen mit Interesse an Medien“, so Pater Bieger, „kann man heute eigentlich nur noch raten, in der PR oder Öffentlichkeitsarbeit zu arbeiten“. Nach Angaben von Michael Konken folgen heute auch bereits rund 2/3 der Absolventen diesem Rat.

Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer im Wesentlichen über die Gründe für die Krise der Lokalzeitungen, nämlich den Teufelskreis aus sinkenden Anzeigeerlösen, der zu höheren Abonnementgebühren und damit erneut weniger Lesern führt. Als großes Versäumnis der Verlage wurde die Unfähigkeit benannt, Erlösmodelle für das Internet zu entwickeln: Der Onlinejournalismus der Zeitungen werde in erster Linie immer noch durch die Printerlöse querfinanziert. Zudem sei das Bewusstsein der Bevölkerung für den Wert von Qualitätsjournalismus verloren gegangen, woran auch die fehlende Vermittlung von Medienkompetenz in Ausbildung und Familie ihren Anteil habe.

Der lokale Journalismus jedoch, so Pater Dr. Bieger, sei auch wichtig für die gesamte lokale Kulturszene, eingeschlossen das kirchliche Leben vor Ort: Theater, Schulen, Kinos, Vereine. Und „ohne Lokalmedien“,  ergänzte Michael Konken, „wird auch unser Gemeinwesen, unsere Demokratie ins Schlingern geraten“. Uneinig waren sich Bieger und Konken indes darüber, ob Journalisten die Öffentlichkeit ausreichend über die Krise des Journalismus und ihre Ursachen informieren; Bieger vermutete eine „Schere im Kopf“ als Grund für das „Schweigen der Medien über ihre eigenen Probleme“, während Konken sich auf den Medienseiten der Zeitungen darüber noch gut informiert fühlte.

Da in Deutschland – anders als etwa in den USA – Crowdfundig als Finanzierungsquelle für Lokaljournalismus (noch) einen schweren Stand hat, votierte Konken daher für Überlegungen, die eine Senkung der Mehrwertsteuer für Zeitungen oder die steuerliche Absetzbarkeit der Gebühren für Zeitungsabonnements befürworten. Allerdings müsse sichergestellt sein, so Konken, dass die so generierten finanziellen Mittel im Wesentlichen den Journalisten in den Redaktionen selbst zugute kommen.

Eher in Konkurrenz zu den überregionalen Blättern als zu den Lokalzeitungen sahen die Podiumsteilnehmer den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dessen Gebührenmodell jedoch können man nur schwer auf den Printjournalismus übertragen, wobei die politischen Interessen – wie sie etwa im Fernsehrat des ZDF unlängst zutage traten – nur eines der Gegenargumente seien.

Die abschließende Diskussion mit dem Publikum – rund 150 Besucher waren gekommen – offenbarte gegen Ende der Veranstaltung, dass die „Frankfurter Rundschau“ in den letzten Jahren offensichtlich selbst schwere Fehler gemacht hatte. Verschiedene Teilnehmer waren sich weitgehend einig darin, dass sie ihr linksliberales Profil zuletzt weitgehend aufgegeben hatte. Außerdem bemerkten besonders jüngere Teilnehmer, dass sich ihr Medienkonsum deutlich von dem älterer Generationen unterscheide – und dass in ihrem persönlichen „Medienmix“ eine Lokalzeitung nicht mehr unbedingt vorkommen müsse.