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Ärger über „Bild“

| 2 min Lesezeit

geschrieben von Doris Wiese-Gutheil

Anja Pfeffermann, Pressesprecherin der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen in Berlin, beschreibt in der Rubrik „zu meinem Ärger“ in den GKP-Informationen, wie sie sich wieder einmal über einen Titel in der „Bild“ geärgert hat:

 

Worüber haben Sie sich zuletzt in den Medien so richtig geärgert?

Vielleicht ist es etwas zu erwartbar, aber ich habe mich gerade so richtig über die „Bild“ geärgert. Nachdem ein Autofahrer am Rosenmontag augenscheinlich in mörderischer Absicht in einen Faschingsumzug gerast war, gab es zahlreiche Verletzte, darunter viele Kinder. Besonders nach dem rechtsextremen Verbrechen in Hanau nur wenige Tage zuvor mit 11 Toten war die Bestü

rzung groß. Die „Bild“ titelte nun fröhlich mit lautmalerischen Worten, die den Moment beschrieben, als das Auto auf die jungen Menschen traf.

D

as habe ich im Ohr, seit mir der Artikel per Twitter in die Timeline gespült wurde. Ich schätze eine lebendige Sprache sehr – ich arbeite in der Politik, da kämpft man oft genug mit allzu verklausulierter Sprache und versucht technokratische Vorgänge anschaulich zu übersetzen. Aber diese

r Titel der „Bild“ war schlichtweg daneben. Menschen, verletzte Menschen, werden da verdinglicht. (Die Redaktion hat inzwischen den Titel geändert.)

An welcher journalistischen Leistung konnten Sie sich jüngst erfreuen?

Ich erfreue mich ja im Allgemeinen immer wieder und sehr gerne an der zugespitzten Debatte auf Twitter, vor allem an den unterhaltsameren Beiträgen von Journalisten. Und da ragt für mich schon seit geraumer Zeit Jonas Schaible heraus, ein Politikjournalist, der erst kürzlich von „t-online.de“ zum „Spiegel“ wechselte. Als die CDU 2018 auf der Suche nach einem oder einer neuen Vorsitzenden war, hat Schaible oft klug und pointiert kommentiert, dabei meist – so jedenfalls nahm ich es wahr – auf den Schnellschuss verzichtet und gerne auch erst etwas später seinen umso überlegteren Beitrag veröffentlicht. Er zog dann Parallelen, die auf den ersten Blick gar nicht so augenfällig waren, aber den Horizont erweiterten. Dabei teilte ich, damals für die Online-Kommunikation der CDU verantwortlich, nicht immer seine Analysen. Aber mit seinem Ton und seiner ausgeprägten Sachlichkeit setzt er in meiner Politik-Bubble einen Punkt und hat dabei nie die „Zerstörung“ im Blick. Nun habe ich einen neuen Job, Schaible auch, über die Analysen von Schaible freue ich mich allerdings weiterhin, wenn er etwa nüchtern erklärt, dass, seit die AfD in deutschen Parlamenten sitzt, die Wahlbeteiligung steige – und
seit Hamburg nicht mehr zu deren Gunsten.

Wie reagieren Sie Ihren Ärger ab?

Gerne beim kühlen Feierabend­getränk und hitzigen Diskussionen mit anderen Politikversessenen. Oder beim Kochen mit Freunden. Ab und zu auch beim Rennen durch Neuköllner Grünanlagen.